Abc-Etüden – Nachgeben

Zu den ABC-Etüden bei Christiane, die Worte flogen aus dem Fundevogelnest und lauten: Nieselregen, weich, irren. 300 Worte, Textform und Genre beliebig.

Er sieht sie an, wie sie da steht, klein, zart, den Kopf trotzig erhoben. Der Nieselregen hat ihr Haar und ihre Kleidung durchnässt. Wie Tränen laufen kleine Tropfen über ihre blassen Wangen.

Was will sie, fragt er sich, „Was willst du?“, fragt er sie. Sie presst die Lippen zusammen, senkt den Blick. Mit keiner Antwort kann er nichts tun. Er fühlt sich hilflos. Er ahnt es. Aber es auszusprechen, würde es wahr werden lassen. Seine Gefühle für sie, sind wie am ersten Tag. Aber seitdem er sie kennt, ist etwas dazu gekommen, was er vorher nie an sich wahrgenommen hatte, etwas weiches, zartes. Etwas in ihm bricht auf, jetzt, wo er sie da sieht. Er hat sich so oft geirrt in seinen Beziehungen, hat einfach vorausgesetzt, dass seine Ziele auch ihre sind.

Er spürt, dass die nächsten Minuten entscheidend sind und betrachtet sie, versucht zu verstehen.

Sie steht immer noch da, das Kinn leicht erhoben, in den Regen haben sich echte Tränen gemischt, ihre Augen sind gerötet. Etwas Flehendes liegt in ihrem Blick während sie den Welpen auf ihrem Arm an sich drückt und streichelt. Sie hält ihn wie ein Kind an ihre Brust gedrückt.

Auf einmal wird es ihm klar. Sie will mehr als diese lose, beinahe offen wirkende Beziehung. Sie will etwas gemeinsames, eine Zukunft, vielleicht irgendwann ein Kind mit ihm.

Er streckt die Hand aus und lächelt: “ Natürlich nehmen wir den Kleinen mit.“

Alice

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  1. Christiane sagt:

    Oh … Wieso sträuben sich mir bei so viel Kopfkino meine inneren Nackenhaare? Das geht nicht gut aus … oder? Bin gespannt, wie es weitergeht. Ob es weitergeht.
    Danke dafür!
    Liebe Grüße
    Christiane

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