Tag 212/365 – Kürzere Tage

Heute morgen ist es deutlich zu sehen. Die Tage werden kürzer. Natürlich weiß ich das, ein Blick auf den Kalender bestätigt meine Befürchtung. Mehr als die Hälfte ist rum, deutlich. Wo ist die Zeit geblieben, gestern war doch noch Januar? Haben wir nicht gerade Silvester gefeiert, uns von den Weihnachtstagen erholt, von der Futterei und dem Geschenkechaos? Morgen ist der erste August, der Anfang vom Ende des Sommers. Über Weihnachtsgeschenke könnte ich so langsam nachdenken und über die Geburtstage der Söhne #2 bis #4, die schlagen demnächst im Monatsrhythmus ein. Und dann ist das Jahr fast vorbei.

Erschreckend, wie die Zeit vorbeirast, bedrückend, was wieder unerledigt liegen blieb, was ich tun wollte, auch für mich, und mal wieder unter den Lawinen des Alltags unterging. In allen Ecken lauern kleine Zeitfresserchen, die sich, wenn man nicht aufpasst, mal eben so ein paar Minuten stibitzen, sich dick und rund futtern an der vergessenen Zeit. Da waren doch Pläne und Wünsche, Ideen und Konzepte, die überdacht und ausprobiert werden wollte. Viele von ihnen fristen ein undankbares Dasein auf den vollgekritzelten ToDo-Listen, die in einer vergessenen Schreibtischschublade auf Umsetzung warten. Ersatzspielern auf der Bank gleich, langweilen sie sich oder verfolgen vom Spielfeldrand aus das laufende Spiel, warten, dass der Trainer sie endlich aufruft, ihnen mit dem Kinn ein Zeichen gibt. Die Zeiten sind günstig, jetzt du.

Doch der Trainer mag den spielenden Kader, sieht keine Gründe für eine Auswechslung, obwohl alle auf dem Platz müde und erschöpft sind. Das Publikum tobt, fordert frisches Blut auf dem Rasen, doch er setzt auf Bewährtes. Selbst wenn sie so erschöpft sind, dass sie kaum mehr die Füße heben können, er weiß, was er an ihnen hat.

Seit Monaten hat sich der Spielstand nicht mehr verändert, der Ball kullert unmotiviert zwischen den kickenden Füßen umher, es tut sich nichts, nicht mehr. Der Vereinsvorstand hat sich in die VIP Lounge zurückgezogen, säuft Champagner und futtert Lachsbrötchen, hat keine Ahnung davon, was gerade schief läuft.

Nur einer, ein neuer betrachtet neugierig die Spieler, steht am Fenster über den tobenden Fans und ignoriert das teure Blubberwasser. Trainerwechselzeit, entscheidet er und bricht kurzerhand das Spiel ab, beruft eine Sitzung ein und stellt das ganze System neu auf.

Eine Fußballmetapher, und das von mir, es scheint dramatischer zu sein, als ich befürchtete. Aber wie auch immer. Die Ideen müssen endlich runter von der Ersatzbank, geht nicht anders. Einige müssen in diesem Jahr noch auf den Platz und sich bewähren. Sonst kann ich sie auch gleich entlassen.

Ich ziehe mich jetzt mal kurz mit dem Vorstand zurück und suche einen neuen Trainer aus. Die zweite Halbzeit läuft schon, aber vielleicht kann ich das Spiel noch gewinnen.

Alice

15 Kommentare Gib deinen ab

  1. ich höre den neuen Trainer schon sagen: weniger denken, mehr spielen 😉 oder anders ausgedrückt: wer zu viel denkt, hat weniger zeit zu Leben 😉

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    1. Ein weises Wort. Ich bemühe mich, das Spielkind frei zu lassen😊
      Liebe Grüße
      Alice

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  2. Welch´eine Atemlosigkeit. Vielleicht spielst Du in der nächsten Saison mal „Kreisliga Minigolf“. Schöne Grüße an Deine To-Do-Listen!

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    1. Vielleicht darf ich ja bei den Minikickern mitmachen, so viel größer bin ich auch nicht. Wäre wohl entspannter😂
      Liebe Grüße
      Alice

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      1. F-Jugend anstatt Bundesliga! !!⚽⚽⚽

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  3. wechselweib sagt:

    Go for it, Alice!

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  4. Hans-Georg sagt:

    Unserer Beleuchtungssystem schaltet automatisch 15 Minuten vor Sonnenuntergang an, das ist jetzt schon umrum 21 Uhr, ca. 30 Minuten sind schon wieder verloren von langen hellen Sommerabenden. Ich bin ein totaler Sommermensch, hasse Herbst und Winter.

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    1. Herbst und Frühling mag ich auch, aber Licht muss da sein. Die dunkle Zeit macht mich noch grüblerischer. Vielleicht sollte ich in den Süden ziehen😊
      Liebe Grüße

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      1. Hans-Georg sagt:

        Darüber habe ich auch schon oft nachgedacht. Herbst und Winter Frühling und Sommer, Dunkelheit und Sonne, Kälte und Wärme – das sind die Dinge, bei denen mein Mann und ich nicht zusammenkommen. Also wird das nichts mit einem Häuschen auf den Kanaren.

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  5. Wunderschön erfrischend wie das morgendliche Schwimmen im Lago heute, menschenleer und dicke Regentropfen begleiteten mich. Ich wünsche Dir einen frischen Kader und ein temperamentvolles Spiel in der 2. Halbzeit, Alice! LG Olaf

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    1. Danke dir und einen wunderschönen Urlaub wünsche ich dir
      Liebe Grüße
      Alice

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  6. Alles Momo oder was?

    Ein Spiegel, ein Krimi gar der anderen Art,
    hat der Ende am Ende doch recht…?
    Vielleicht haben wir den „Einredungen“ der Trainer mit den Zigarren mehr Glauben geschenkt als den Verheißungen? Und die Mannschaft im modischen und vermeintlichen Grau führt seit der 42 Minute mit 1:0.
    Kannst du das Mädchen mit den lockigen Haaren für die restliche? Spielzeit gewinnen?
    Spielzeit??!!!!
    Laßt die Tore ihre Eigentore schießen, hmm, ist irgendwie falsch zitiert, doch mir gefällt es,
    erst recht, wenn jetzt noch ein Tor fällt …

    Wiederum schreibt sich der Narr vom Hügel um Kopf und kragen,
    alles Liebe,

    Raffa.

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    1. Ich denke, ich werde die Fußballspieler ihrem sinnfreien Gekicke überlassen und mit Momo spielen gehen😊
      Liebe Grüße

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  7. Für uns ist es noch extremer. Die letzten 14 Tage waren wir nördlich des Polarkreises wandern und auch wenn die Sonne auch dort mittlerweile wieder untergeht (ca23-1 Uhr) ist es natürlich noch nicht richtig dunkel.

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