Dienstagsdurcheinander

Die Züge fahren nicht. Und die Busse. Deswegen sind drei der vier Söhne heute zu Hause geblieben. Einer hatte Glück und seine Bahn nahm den gewohnten Weg. Allerdings strandete er am Zielort/Busbahnhof. Und einer musste eh nicht los wegen Semesterferien und Bachelorvorbereitung.

Es ist mal wieder so weit. Es wird gestreikt. Was auch immer sie erreichen wollen, das Ziel sind in jedem Fall unzufriedene Kunden. Als könnte deren Laune noch schlechter werden.

Mein Kopf streikt auch und das ist wirklich nervig. Die Dauermedikation macht mich chaotisch und unkonzentriert und ich weiß nicht, ob ich das so tolerieren kann, Der Rest der Nebenwirkungen hält sich im Rahmen, aber das geht mir langsam an die Substanz. Room-to-Room-Memory ist quasi vollständig hinüber, es reicht manchmal, wenn ich abgelenkt werde. dann ist alles, was erledigt werden musste, einfach weg. Für Dinge, die im Herd brutzeln, stelle ich mir den Handywecker und überhaupt ist mein Denken langsam und flauschig geworden. Und das ist nicht meine gewohnte Tagesform.

Zwischen vergessenen Aufgaben, backe ich Brot, lasse mich regelmäßig erinnern, den Teig zu dehnen, zu falten und am Ende zu backen. Ich mache Fotos von Blumen, erstelle Deko und möchte unzufrieden alles in die Tonne kloppen. Es ist durcheinander, ich bin durcheinander und die Ordnung fehlt. Ich schätze das Chaos, aber das hier nimmt überhand, übernimmt mich und ich spiel einfach mit.

Vielleicht liegt es auch an fehlender Struktur, doch ich zweifle, habe ich doch gemerkt, wie sehr mich genau das gerade stresst. Dienstagsdurcheinander, Dienstagsdilemma.

Die Depression ist auf dem Vormarsch, was mir gerade noch gefehlt hat. Ich träume vom Krankenhaus, erlebe alles nochmal in einer düsteren Version. Arschbacken zusammenkneifen hat auch Nachteile.

Aber jammern nützt nichts, ändert auch nichts. Ich bewege die Kamera, weil ich mich dahinter gut fühle. Und manchmal kommt ja was Nettes dabei raus.