Der Rehaalltag hat mich wieder. Die Erkältung ist abgeklungen und ich habe mal wieder Lust, was zu schreiben. gerade ist zu viel Holterdipolter, um über das Banale hinaus zu kommen und andererseits nicht dauernd nur zu klagen.
In der Klinik mutiere ich inzwischen zum Enfant Terrible. ich werde da hingewunken, wo ich hin möchte, selbst wenn reserviert oder sonst was. Es juckt mich nicht und ich tue meinen Unmut kund, wenn es nicht passt. Und das ist oft der Fall.
Ich bin in einer orthopädischen Klinik gelandet. Dazu kommt ein bisschen Kardio. Onkologie ist nur in Spuren vorhanden. Deswegen gibt es Sport – für alle.
Ich bewege mich zwischen Ausdauer und Yoga, gehe zur Dehngruppe und hantele die oberen Extrmitäten stark. Ich walke, trainiere die Bauchmuskeln und gehe brav zur Ernährungsberatung, die mir nichts Neues erzählt. Auf den Gängen laufe ich Slalom zwischen Stäben, an denen langsame Menschen hängen. Die Terminabstände sind hanebüchen. Entweder null oder 30 Minuten (in denen man blöd rumhängt, weil es eigentlich keine Ecke gibt, wo man mal Ruhe findet), dazwischen geht nichts. Ich frage mich oft, wie die Stäbemenschen, für die das ja ausgelegt ist, diese null Minuten schaffen sollen, treppauf, treppab durch winkelige und viel zu enge Gänge.
Ich überlege, abzubrechen und mir was Anderes zu suchen. Aber das geht sicher nicht, weil die Behördenstäbe eng und unflexibel sind. Passt nicht, gibt’s nicht. mach dich passend und beuge den Rücken mit den Verwundeten und Versehrten.
Naja, der Sport tut mir gut und ich arbeite an meinem Sixpack unter der Fettschicht. Doch meinem Kopf bringt es nichts, außer, dass ich denke, während sich die Gewichte nach oben bewegen. Meine Toleranzgrenze sinkt. Sie ertrinkt im Irrsinn, dem ich mich aussetze, Werbeveranstaltung für „Nach der Reh – wie geht´s weiter?“ inklusive. Nein Danke, jedes Fitnessstudio macht da mehr Sinn und dauert keine 60 Minuten Anfahrt durch eine Stadt, wo Radfahrer regieren.
Ich sitze zwischen Stäben und versuche, meinen Raum zu finden. Die Depression ist in vollem Gange, ich schlafe entweder überhaupt nicht oder den halben Tag. Wo es hingehen soll, frage ich und es kommt keine Antwort – außer zurück ins Gefängnis.
Heute ist Frei-Tag und ich mache das, was liegengeblieben ist, sofern mein Muskelkater mich lässt.
Alice
Auch ohne Depression liest es sich frustrierend.
Mir wären dabei schon unzählige Hörner gewachsen.
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Ja, die wachsen bei mir auch. und – wie gesagt – ich tue meinen Unmut kund. Die Visitentermine dienen nur noch dazu, meinen Aufenthalt auf etwas Verträgliches anzupassen. Gesundheitlich geht es mir gut, Aber ich gebe mich nicht der Illusion hin, dass ich tatsächlich was ändern kann.
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Ich könnte meinen Schnabel auch nicht halten, auch wenn es wohl nichts bringen würde.
Ich wusste schon früher warum ich mit meinen Jüngsten nie zur Reha wollte. Da war Urlaub mit Reizklima wesentlich besser, vor allem für die Nerven.
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Ach man, das liest sich sehr bedenklich und ich hoffe, dass du bald wieder an Stärke gewinnst… Nicht mehr lange, dann kommt der Frühling! Viele liebe Grüße Bea 💕
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