Nachwehen

Die Familienaufstellung ist nun fast zwei Monate her. Sie war toll, doch merkte ich zu Beginn recht wenig davon. Es lag vielleicht an dem restlichen Programm, der Bestrahlung, dem anstehenden Weihnachtsfest und der Unruhe, die das mit sich bringt.

Jetzt ist etwas Zeit vergangen. ich fahre drei mal in der Woche zur Reha, treibe Sport und lasse da dann auch den Kopf leerlaufen. Und jetzt passiert was.

Es ging um Raum in meiner Aufstellung und um mein Problem, ihn mir zu nehmen. Und nein, es ist nicht weg. Aber es wird mir zunehmend bewusst. Und zwar jeden Tag ein bisschen mehr.

Ob es in der Reha ist, wo man durch ein Programm geschleust wird, das nicht unbedingt mit Onkologie und Entspannung zu tun hat, ob es die diversen Situationen zu Hause sind oder das, was so dazwischen halt zwischenmenschlich passiert. Ich sehe, wo ich das tue, was ich nicht tun möchte. Und es ärgert mich.

Heute zum Beispiel, wo ich zwischen Doppelbrotgebacke noch mal kurz mit dem Sohn einen Waffelteig ansetzte, obwohl ich nicht wollte und mir das Chaos in der Küche sowieso schon zu viel wurde. Oder ich mich um etwas alleine kümmern muss, obwohl es eine Teamgeschichte sein sollte. Oder, oder…

Es ist wohl der erste Schritt, dass ich sehe, dass ich spüre, an welchen Stellen ich mich selbst überlade oder zulasse, dass andere es tun.

Die Aufstellung hat in jedem Fall geholfen. Nur was ich daraus mache, ob ich mich dem adäquat entziehen kann, das weiß ich noch nicht.

Ich bin auf jeden Fall heute mit der Küche fertig. Der Mann darf kochen.

Alice

3 Kommentare Gib deinen ab

  1. Es sind oft ganz grundsätzliche Dinge, Raum, Freiheit, Verbindlichkeit, Einsamkeit oder zu viele Menschen.
    Es sind lange Wege, um das Problem zu erkennen. Die Lösung ist noch einmal schwieriger, weil das Problem Teil der Persönlichkeit geworden ist. Das Problem und die Technik, die man gelernt hat, um es nicht wahrzunehmen.

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    1. Ja, es ist Teil meiner Persönlichkeit und es ist auch das, woran sich alle anderen so bequem gewöhnt haben. Mama macht das schon, fasst es gut zusammen. Und ein Großteil derer, die so denken, sind nicht meine Kinder (die im Übrigen auch alle quasi erwachsen sind). Das macht es doppelt schwer, dauernd nein sagen zu wollen, aber auf der anderen Seite ihre Bedürftigkeit zu sehen, auch antrainiert und nicht notwendig. nein sagen wäre für beide Seiten gut, doch es geht nicht ohne Knall und Geböller ab und das kann ich gerade nicht haben. Zu viele Menschen in jedem Fall, überall und zu wenig Ruhe und Entspannung und Langeweile. Die ToDo-Liste ist immer voll und das ist meine Baustelle ganz sicher. Es ist schwer und der Knall war für die anderen noch nicht laut genug. Und für mich offensichtlich auch nicht wirklich, sonst säße ich jetzt am Frühstücksbuffet einer netten Klinik und nicht zu hause mit fetten Kopfschmerzen, weil mein Körper nur so die Reißleine zieht.

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      1. Alles beginnt damit, sich die Strukturen klar zu machen. So weit bist du wohl, wie mir scheint. Änderunen von Verhalten, Reaktionen und Erwartungen müssen den Mitmenschen so kommuniziert werden, dass man sich später darauf berufen kann. Sie verstehen die Welt nicht mehr, weil du beginnst, sie anders zu verstehen. Hab Geduld!

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