ABC-Etüde – Was der Krake macht

Zu den Etüden bei Christiane. Die Wortspende kommt von Wortverdreher.

Unter Wasser ist Dunkel. Zumindest für uns, denn wir sind blind, sobald wir für ein paar Meter in das Nass eintauchen. Nachts sind alle Katzen grau und so erscheint uns die Welt da unten, wenn die Moleküle brechen, ablenken und nichts hindurchlassen als Dämmerung.

Den Kraken stört das nicht, wenn er unterwegs ist, um sich sein Abendessen zu besorgen. Sobald oben die letzten Sonnenstrahlen verschwunden sind und die graublaue Dämmerung tiefster Nacht gewichen ist, macht er sich auf den Weg, umgeht geschickt die Verstecke der Jäger und legt sich seinerseits auf den Boden, gräbt sich ein bisschen ein und wird so sandig grubelig, dass wir darauf treten würden, säßen wir nicht an gemütlichen Abendbrottischen bei Kerzenschein und ließen uns den Lachs mit Sahnesoße an gebackenem Kürbis auf der Zunge zergehen.

Nein, wir laufen nachts nicht durch Meer, treten auch auf keinen mimikrinen Kraken, der widerum gerne mit uns tauschen würde, zumindest was den Lachs betrifft.

So krakelt er auf dem Boden herum, hebt ab und an ein Beinchen und wedelt damit herum, simuliert ein noch kleineres Tier, um die anzulocken, die gerade so in seinen Schnabel passen und den weichen Körper für einen Tag oder zwei satt machen.

Hat er nun eine kleine Sardine beispielsweise neugierig gemacht und die kommt näher, selbst von Hunger gepeinigt und voller Vorfreude auf einen kleinen Snack oder auch einen großen, dann umkreist sie das wackelnde Beinchen, versucht vielleicht zwischen den wirbeligen Sandkörnern die Mahlzeit auszumachen, lässt sich möglicherweise sogar die kitzlige Stelle am Bauch kurz massieren, um den Appetit anzuregen und verharrt schließlich regungslos in einer Art Jagdposition, nur ohne den Vorderlauf zu heben.

Dann schlägt er zu, schnappt sich das Sardinentier, stopft es an die Stelle, wo es hineinpasst, kaut nicht, schluckt nur und schwimmt gesättigt wieder nach Hause.

Alice

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16 Kommentare Gib deinen ab

  1. Christiane sagt:

    Zweimal gelesen und irgendwie als gruselig gut befunden, dein Räuber im Dunkel. Kommt mir sehr krakenkundig vor 😉
    Mag ich 🐙 – vielen lieben Dank!
    Krakige Abendgrüße 😁🐙🍷🍪👍

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    1. Na, ich fand die Vorstellung eher niedlich. So ein kleiner dicker Krake und sein Abendbrot. Ist ja alles irgendwie Natur. Aber vielleicht kann ich nur gruselig. Zumindest habe ich gerade den Anschein von Wissen erweckt, ha, reingefallen 😅
      Schön, dass du den Kraken magst… Liebe Abendgrüße

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  2. Eine am Bauch kitzlige Sardine, was für eine schöne Vorstellung.

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    1. Alle Wesen sind am Bauch kitzelig…auch Sardinen 😅👍

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      1. Ich versuch es mal!

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      2. Viel Spaß damit 😊👍

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  3. Grinsekatz sagt:

    Die sind unglaublich klug, tolle Tiere. Schön geschrieben 🙂

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    1. Danke dir🙏 ja, es heißt, sie verstehen sogar was von Fußball 😂

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      1. Grinsekatz sagt:

        Und von Schraubverschlüssen 🙂

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      2. 😅👍 perfekt….

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  4. The Krake in the Dark. 😊 irgendwie trotzdem sympathisch

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  5. blaupause7 sagt:

    Kraken sind sehr intelligente Wesen

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    1. Ja, man kann es kaum glauben bei so einem Weichtier…

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  6. Vom Krakeln zum Kraken-wunderbarer Einfall.

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