Tag 172/365 – Wünsche und so

Während eine aufdringliche Katze Streicheleinheiten einfordert und mich dabei ungehemmt ansabbert, trinke ich den ersten Kaffee des Tages und bin nebenbei froh, dass der Morgenmantel warm und kuschelig ist. Kühl ist es geworden und bleibt ein bisschen um und unter der 20 Grad Marke.

Das tut mir nicht leid, das tut dem Garten gut, wenn, wie gerade, ein leichter Regen fällt. Gestern flüchtete ich nachmittags noch für eine Stunde in den Künstlerhof, zu Hause fällt mir momentan die Decke auf den Kopf, in dem die Gedanken gerade Polka tanzen. Zu wissen, was man will ohne eine Chance, das in der aktuellen Situation zu bekommen, ist belastend und ich merke, dass ich mit bekannten Dämpfern dagegen halte. Dämpfer, die mir nicht gut tun, die vielmehr schaden auf jeder Linie. Doch ohne sie ist manches kaum zu ertragen.

Überhaupt kenne ich das aus der Vergangenheit. Fühle ich mich wohl in der Situation, angenommen, wahrgenommen, findet Kommunikation statt, die nicht nur auf der Stelle tritt, sondern auch zum Handeln zwingt, dann brauche ich nichts davon. Im Gegenzug und wenn es anders ist, versuche ich den Schmerz zu unterdrücken, das Unwohlsein, die Ungerechtigkeit, das Schweigen, das nur von Platitüden unterbrochen wird.

Über allem schwebt die Angst. Angst, verlassen zu werden, wenn ich fordere, Grenzen setze, möchte, nein will, dass es anders wird. Und ich spüre die Tendenz wachsen, allen Worten zum Trotz. Und ich verstehe, dass ich nicht die Schuld daran trage, dass meine Wünsche und Bedürfnisse rechtens sind. Schon immer rechtens waren, mir nur eingetrichtert wurde, dass ich sie nicht haben darf. Und wenn ich durch meine Vergangenheit forsche, dann sehe ich, dass es nie falsch war, zu wünschen, dass es nur immer unbequem war.

Wie der Exfreund, der mein Haus bewohnte, sich füttern ließ und der, als ich nach 10 Monaten nach einem Mietanteil fragte, mir mitteilte, dass er dann wohl ausziehe. Ich glaube tatsächlich, dass ich noch nie etwas Unverschämteres gehört habe. Und doch, die Angst, wieder allein zu sein, ließ meinen Wunsch ganz schnell schrumpfen. Ich habe kein Recht dazu, zu fordern. Nur zu geben.

Eine seltsame Prägung ist das und eine sehr bequeme für die Eltern dazu. Und für die anderen, für eigentlich alle anderen, die ich kenne, die mich kennen oder zu kennen glauben. Doch ich habe Wünsche, eine Menge sogar. Und so langsam wäre es schön, wenn der eine oder andere in Erfüllung ginge.

Alice

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4 Kommentare Gib deinen ab

  1. wildgans sagt:

    Wer keine Wünsche und Sehnsüchte mehr hat….Ach, weißte ja! Du bist nicht ohne Glänzeaugen, nicht ohne diese wilde Lebendigkeit. Klasse!

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    1. ❤🥀 ja, wobei mich Im Spiegel manchmal sehr müde Augen anschauen, was mich erschreckt. Fenster zur Seele denke ich dann und d überlege, was die Seele jetzt wohl braucht, um wieder zu leuchten. Hab einen schönen Tag 🙏🍀🍀🍀

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  2. Raphael sagt:

    Hmm,
    oder scheitern wir an unseren Erwartungen??

    … und wenn wir dann mal konsequent sind -auch zu uns –
    dann bist du (und auch ich) halt allein
    (so grundsätzlich/anfänglich, mit Familie und „Verpflichtungen ist das ein ganz anderer Schuh!).

    Und um auf die „Erwartungen“ zurück zu kommen:
    Sprechen wir uns bewußt ab, in einer bedingungslosen Bejahung,
    in der natürlich „Rückgrat“ sein sollte und doch kein Zwang oder eben eine Erwartungshaltung??

    Wächst dann Vertrauen, Gemeinsamkeit und/oder Leben!!?
    (1. Übung wäre dann z.B.: Gemeinsam Pferde stehlen (;-))

    Na, und so reiten wir dem Sonnenuntergang entgegen
    und sind immer zweiter Sieger (uuh, blöde Worte, aber doch …)

    Tja, und jetzt nochmal 3. Schritte oder Absätze zurück:
    Es ist dann doch die Sache mit der Kommunikation, der offenen und auch verbindlichen,
    die da nicht festbinded und doch Vertrauen aufbaut.

    Die Frage, die ich mir mit meinem eigenen verlotterten Leben stelle ist,
    haben wir das gelernt, den Fokus darauf gelegt
    oder haben wir uns vom „schnellen Glück“ und der einen oder anderen Verführung
    übertölpeln lassen?
    Yepp, die alten Säck.inn.en, die sich diese Frage mal vor gut 30 Jahren gestellt hätten …
    Nun, jetzt haben wir halt eine knackige Herausforderung
    und vielleicht auch die Reife samt Konsequenz und Ausdauer.

    „Der Mai macht alles neu“ … – doch warum jetzt wieder 11 Monate warten???

    Nix für ungut und Danke,
    daß ich meinen närrischen Senf hier abladen und/oder ins Schaufenster stellen darf.
    Raffa.

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    1. Wahre Worte, lieber Raffa und doch sind solche alten Konstrukte teilweise so verbastelt wie Hogwarts und die Treppen drehen sich zwischen den Absätzen, dass man kaum noch ahnt, wo man sich befindet und was zuerst da war, der Fuchs oder die Mohrrübe.
      Das schnelle Glück, was ist das, wenn im Gegenzug die Seele oder das Seelenheil zum Verkauf steht? Und reden kann man viel, doch man muss auch tun und wollen, dass Wünsche zum Leben erwachen. Die Herausforderung ist knackig, heißt es doch, das sicher im Keller verwahrte Monster Stück für Stück frei zu lassen und es zu bekämpfen (oder zuzusehen, wie es bei Sonnenschein zu Staub wird)
      Danke für den Senf und so weiter
      Alles Liebe
      Alice

      Gefällt 1 Person

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