Fernweh

Vor einem Jahr etwa fuhren wir für ein Wochenende nach Berlin. Es war nicht alles optimal, das Hostel war nicht besonders gut gewählt, aber besser als das, was wir in Hamburg hatten. Ich liebe diese Stadt, warum auch immer, bin ich doch kein Großstadtmensch.

Aber gerade würde ich fast alles nehmen, egal welche Absteige, egal welche Stadt, Hauptsache raus. Es geht mir schon eine Weile nicht so gut und es fehlt das Abenteuer, die Blickwinkelveränderung, das Fremde, wo ich unerkannt durch neue Straßen ziehen kann. Ich fange an, zu ritualisieren. Alles wird immer gleich, auch wenn ich die Nachbarschaft durchwandere, so gut es gerade geht.

Ich betrachte mein Auto und schätze die Möglichkeiten ab, die es mir bietet, die ich habe. Wie weit komme ich mit einer Tankfüllung, wie weit ist es bis zum Meer.

Alte Ängste vom verloren sein unter unendlichen Himmelsgewölben fluten mich, doch ich schiebe sie zur Seite, versuche tief zu atmen in der Enge, die uns das Virus diktiert. Eingesperrt fühle ich mich in meiner Haut und ich weiß, dass die Sehnsucht nach der Ferne nur ein Symptom ist für den Wunsch, Festgefahrenes wieder zu lösen.

Die Haare sind ab, mit ihnen möchte ich alte Zöpfe über Bord werfen, die mir nicht mehr stehen und nicht mehr passen.

Alice

9 Kommentare Gib deinen ab

  1. Mindsplint sagt:

    Als ich das las dachte ich, du hättest mein Inneres nach außen gestülpt, und nicht deins…..
    Aber daran merke ich, dass es nicht nur mir so geht, bzw. dir. Es wird Zeit für einen Wechsel, ein Ende dieser Einbahnstraße. :-/

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    1. Wir brauchen alle Tapetenwechsel, es reicht einfach

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  2. Grinsekatz sagt:

    Würde auch gerne woanders sein…

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    1. Wenn ich es mir aussuchen dürfte, Südfrankreich

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  3. Wortman sagt:

    Einfach raus – das ist das Stichwort.

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    1. Ja, das tut einfach gut

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      1. Wortman sagt:

        Saugut sogar 🙂

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