Erfolgversprechend

Lasst uns über Erfolg reden, gerade heute, wo sich entscheidet, wer der mächtigste Mann der Welt sein wird in den nächsten vier Jahren. Da kämpfen zwei alte Männer um ein Amt, dem sie meiner bescheidenen Ansicht nach, nicht gewachsen sind. Ein Idiot und ein Mann, von dem ich keine Ahnung habe, was er bringen, was er verändern wird. Ich weiß nur, dass er sicher die bessere Wahl ist, auch wenn ich Sorge habe, was der noch amtierende tun wird, um in seinem Amt zu bleiben, doch das ist eine andere Geschichte.

Beide Männer hatten in ihrem bisherigen Leben außerordentlichen Erfolg, das ist unbestreitbar. Sie haben Unmengen an Geld verdient, bekleideten hohe Ämter, saßen in Aufsichtsräten, führten Unternehmen. Wie kommen die dorthin und warum sitze ich gerade hier auf dem Sofa, bin ein klitzekleines Lichtlein und kriege gerade mein Leben so gar nicht auf die Reihe?

Sind sie klüger? Bei einem bin ich nicht sicher, beim anderen kann ich es ausschließen. Mit einem abgeschlossenen Ingenieursstudium und einer netten Allgemeinbildung, brauche ich mich neben ihnen auf jeden Fall nicht zu verstecken. Sie sind sicher skrupelloser und klarer in ihren Zielen, auch wenn es ab und an die verkehrten sind.

Sie haben wahrscheinlich andere Startbedingungen gehabt, kamen aus Elternhäusern, wo dieser Weg schon vorprogrammiert war, wo gezielt ausgebildet und angeschoben wurde. Da kann ich nicht mithalten. Allerdings kamen auch einige der erfolgreichsten Menschen aus durchschnittlichen Haushalten, teilweise sogar aus großer Armut. Und andere, die mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurde, scheiterten erbärmlich am Leben und den Ansprüchen. Es ist eine gute Grundvoraussetzung, aber es ist kein Ausschlusskriterium.

Sie sie gute Menschenführer, sind sie empathisch, charismatisch, zugewandt und verlässlich, treffen sie gute Entscheidungen? Sicher, teilweise, aber wenn ich mir den amtierenden Präsidenten anschaue, dann scheint das nicht unbedingt wichtig zu sein. Da oben gibt es psychopathische Spinner ohne Ende, und das nicht nur in der Oval Office.

Was unterscheidet sie dann von mir und dir?

Vielleicht ist es der Fleiß, die harte Arbeit, die durchgemachten Nächte mit Ideen und Akten?

Ich kenne viele, die hart arbeiten und trotzdem auf keinen grünen Zweig kommen, die dauerhaft Fußvolk sind und es eigentlich gar nicht sein wollen, die mit guten Ideen und voller Enthusiasmus in die Selbstständigkeit starten und sich wund arbeiten, um am Ende aufgeben zu müssen, weil es einfach nicht läuft.

Fleiß schadet sicher nicht, aber das alleine scheint es auch nicht zu bringen.

Ich glaube, was die und mich unterscheidet, ist der unbeirrbare Glaube an sich und das, was sie tun. Und Glück, das darf nicht fehlen. Ohne zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein, auf offene Ohren zu treffen und ein bisschen angeschoben zu werden, ist es nicht leicht.

Sie lassen sich nicht unterkriegen, auch wenn es mies läuft und nehmen Misserfolge nicht persönlich.

Aber ganz ehrlich? Ich möchte nicht Präsident werden, kann ich aus verschiedenen Gründen nicht. Ich möchte auch nicht in irgendeinem Vorstand sitzen oder Chef eines Unternehmens sein. Ich brauche kein Sommerhaus in der Toskana ( würde ich aber nehmen) oder eine Yacht.

Aber mich mit dem, was ich tue, erfolgreich fühlen, das würde mir schon gefallen. So ein kleines bisschen tut nämlich ganz gut.

Um den Unterschied nachzufühlen, brauche ich nur ein bisschen in meiner Vergangenheit zu wühlen. Da gab es Phasen, die ziemlich gut liefen, wo ich eine Menge auf die Kette bekommen habe und das Feedback mich ordentlich pushte, wo Arbeit leicht von der Hand ging und ich mit Zuversicht und Energie ein Ziel verfolgte. Wo durchgearbeitete Nächte kein Problem waren und ich mir zutraute, mit allen Widrigkeiten klar zu kommen.

Und das entscheidende war, dass ich auch glaubte, dass ich das Ziel erreichen konnte, auch, wenn es schwierig war. Mein Jüngster räumt gerade gute Noten ab, wie ein Weltmeister, er startet richtig durch und lernt tatsächlich freiwillig und viel. Ich will damit nicht angeben, denn es sah noch vor drei Jahren komplett anders aus. Da wurde ein Jahr wiederholt und es ging ihm nicht gut mit dem System Schule. Das Feedback der Lehrer war eine Katastrophe und ich wusste nicht mehr, wie ich ihm helfen konnte.

Ich muss gestehen, dass ich nicht genau weiß, was passiert ist, was den Schalter umgelegt hat. Vielleicht war es die Leistungsverbesserung durch die Nachhilfe, vielleicht die Freunde, die er fand und die ihn einfach gut fanden, auch mit nicht so tollen Noten, vielleicht auch einfach eine Portion Glück oder ein guter Lehrer, der im richtigen Moment das richtige sagte und ihm den Mut gab, der ihm fehlte.

Ich drücke ihm die Daumen, dass die Serie anhält und dass er inzwischen die Kraft hat, durchzuhalten, auch wenn es mal nicht so gut läuft. Diese Zeiten werden auch kommen, da bin ich mir leider sehr sicher.

Und jetzt, wo ich ziemlich geschwafelt habe und mich auf Nebenschauplätzen rumdrücke, muss ich gestehen, dass ich es immer noch nicht weiß. Fleiß, Resilienz, ein Ziel und ein Glaube an die eigene Kraft scheinen wichtig zu sein. Intelligenz schadet nicht und Glück schon mal gar nicht.

Ob man damit zwingend erfolgreich wird? Ich weiß es nicht. Aber es ist ein erfolgversprechender Anfang.

Alice

34 Kommentare Gib deinen ab

  1. ruhland99 sagt:

    Vielleicht muss man in der Politik auch einen Hauch moralischer Verkommenheit mitbringen. Und die ist nun ‚mal nicht angeboten. Die wird im jeweiligen Umfeld geschult. Dazu muss man auch in einem Haushalt mit sehr matten Spiegeln leben.. Und wie wichtig eine abgeschlossene. Ausbildung oder ein vollendetes Studium ist zeigen die derzeitigen Shooting Stars beider Volksparteien.Uebertroffen noch von einem Bewerber auf das Amt des Ministerpräsidenten in meinem Bundesland. Der junge Mann ist heute schon Wirtschaftsexperte in eigener Sache..😉

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    1. In der Politik geht es ohne eine Portion Verkommenheit nicht, zumindest in den oberen Etagen. Doch die eignet man sich auf dem Weg nach oben an, das kann ich dir als Kind eines Kommunalpolitikers sagen. Was ich da durch unser Wohnzimmer flanieren sah….

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      1. ruhland99 sagt:

        Na, da weißt du doch, was du (richtig !) falsch gemacht hast..😉

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      2. Naja, man kann ja nicht nur als Politiker erfolgreich sein…

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      3. ruhland99 sagt:

        Wobei „Erfolg“ auch nicht immer das Wichtigste im Leben ist..

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      4. Ich denke, es kommt auf den Blickwinkel an. ich möchte mich als erfolgreich wahrnehmen, auch wenn das andere vielleicht nicht tun, weil ich an ihren Maßstäben bestenfalls Durchschnitt bin…

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  2. Wortman sagt:

    Der richtige Lehrer kann schon viel bewirken. Junior hatte in der dritten Klasse im Fach HSU (Heimat- und Sachunterricht) grade mal eine Drei im Zeugnis. Jetzt in der vierten Klasse mit einer neuen Lehrerin läuft das wie geschmiert.

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    1. Nati sagt:

      Wobei eine drei nicht dramatisch ist. Das ist jammern auf hohem Niveau.

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      1. Wortman sagt:

        Dramatisch nicht aber ich wollte damit nur sagen, der richtige Lehrer kann viel bewirken.

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      2. Nati sagt:

        Das stimmt allerdings. Habe ich auch oft gemerkt.
        Aber das war zu unserer Zeit auch schon so. Leider.

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      3. Wortman sagt:

        Natürlich. Das kenne ich selber auch.

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    2. Eine drei ist eine absolut zufriedenstellende Note…

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      1. Wortman sagt:

        Natürlich. Keine Frage.
        Die note war jetzt eher zweitrangig. Mir ging es mehr darum, was ein guter/schlechter Lehrer ausmachen kann.

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      2. Mein krassestes Erlebnis war eine fünf bei einem Mathelehrer und eine eins bei seiner Kollegin, ein halbes Jahr später

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      3. Wortman sagt:

        Bei mir war es andersherum. Damals in „Erdkunde“ von 1 auf 3 wegen Lehrerwechsel.

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      4. Wobei ne drei… siehe oben 😉

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      5. Wortman sagt:

        Aber zwei Noten abrutschen…

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      6. Stimmt, vielleicht warst du aber auch faul 😉

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      7. Wortman sagt:

        Nee, der Lehrer hat den Unterricht so etwas von langweilig gemacht, da habe ich komplett abgeschaltet.

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      8. Okay, so was passiert, aber am Ende liegt die Verantwortung bei beiden, oder?

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      9. Wortman sagt:

        Wahrscheinlich 😉

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  3. Grinsekatz sagt:

    Definiere Erfolg …

    Selbst finde ich es nicht erstrebenswert, Macht auszuüben, obgleich ich deren Notwendigkeit schon einsehe, zur Vermeidung von Chaos. Politik ist leider auch immer Machtpolitik – darin sind, wie man sieht, die größten Lumpen am besten. Narzissten vorneweg, in Chefetagen ebenso wie in politischen Führungspositionen. Vielleicht war das Merkels Rezept zum Erfolg, so ganz anders zu scheinen. Die hat still und leise Köpfe abgeschnitten und selbst dabei ihren inneren Souverän bewahrt.

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    1. Erfolg… muss ja nicht zwingend der sein, der von außen als solcher betrachtet wird. Mich selbst erfolgreich zu fühlen reicht…

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      1. Grinsekatz sagt:

        Ja. Für mich ist es ein Erfolg, ein Leben in Klarheit des Geistes, Bewusstsein und Würde führen zu dürfen.

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      2. Ein wichtiges Ziel. Der pekuniäre oder sonstige ist nebensächlich, wenn das nicht passt…

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    2. ruhland99 sagt:

      Wobei man sich auch ganz gut fühlen kann, wenn man die Richtung bestimmt hat und Alle waren zufrieden.😉

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      1. Grinsekatz sagt:

        Ja, wenn die Position das erfordert. Selbst gewöhne ich mir ab, auf Außenwirkung zu achten. Klar brauche ich von gewissen Leuten ein „go“, wenn es um viel Geld geht. Ab da arbeite ich allein und mache, wie ich will.

        Privat ist es ein wenig anders. Hier bestimme ich zu 100% die Richtung, also meine eigene 😉 Das hat nicht wirklich etwas mit dem Alltag zu tun, sondern mit meiner mentalen Ausrichtung. Und da isses durchaus so, wie du sagst: Um mich herum ist man zufrieden. Meistens 🙂 Meine Lieben mögen mich, mal weil, mal trotzdem. Auch ein Erfolg, wenn auch eher Beifang 🙂

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      2. ruhland99 sagt:

        Die Meinung anderer Leute ist eh´wechselnd. Ich kenne das zu gut vom Sport. Gewinnst du, wollen alle mit auf´s Bild- verlierst du kannst du die Ruhe geniessen😊Im Job war mein bestes Zeugnis die Bitte meiner Angestellten, doch noch eine Zeit zu bleiben.. Man muss sich selbst mögen und das ist die Hauptsache.

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  4. aquasdemarco sagt:

    Erfolgreiche Menschen, wenn man den Erfolg mit Macht, Einfluss, Reichtum bewertet, sind nicht selten durch Ängste getrieben.
    Die Position, die der Erfolg bringt, gibt ihnen Sicherheit.
    Nicht selten fehlt diesen Menschen, Freuen, als auch Männer Geborgenheit.
    So entsteht bei dem Einen oder Anderen eine Art Narzismus.
    Bei Anderen eine Form helfen zu wollen, Anerkennung zu finden über soziale Leistungen.
    Im Grunde suchen sich diese Menschen ein Stellvertreterthema.
    Es ist auch eine Form zu überleben, nicht in Depression zu verfallen.
    Eine Nebenwirkung ist Rastlosigkeit, seelische Einsamkeit. Die Ärzte haben es mal besungen mit dem Satz, stummer Schrei nach Liebe.
    Bei Trump wird es sehr offensichtlich.

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    1. Ja, bei ihm schmeckt man den Narzissten der übelsten Sorte direkt durch. Bei sich bleiben und die eigenen Ziele und Werte verfolgen, das ist wichtig…

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  5. Myriade sagt:

    Man muss genau wissen, wo man hin will und über alle herumliegenden Sterbenden drübersteigen.

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    1. Ohne Ziel kommt man nicht an… ich mag das Bild mit den Leichen, über die man klettern muss 🙂

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      1. Myriade sagt:

        Haha, eigentlich wundert mich das nicht so besonders 🙂 🙂

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