Zu den Etüden bei Christiane. Die Wortspende kommt von Kain Schreiber.
„Trocken, nicht lieblich“, brüllt sie aus dem Nebengang zu ihm herüber. Er steht – wie meistens – etwas ratlos vor dem Weinregal, greift mal nach der einen, mal nach der anderen Flasche und kann sich nicht entscheiden. „Such du aus“, hat sie zu ihm gesagt und jetzt hat er den Salat. Der zumindest liegt schon im Einkaufswagen neben dem Nachtlicht für den Enkel und dem Chiabrot, das ihm nicht schmeckt.
Heute kommen die Schmidts von Gegenüber vorbei, was ihm auch nicht passt. Viel lieber würde er mit dem Kleinen Lego bauen oder ihm vorlesen. Sie haben ihn so selten und er wird so schnell groß. Doch die Frau möchte ihren Ruhestand feiern und in Ermangelung von Freunden, hat sie die Nachbarn eingeladen. Er hat von früheren Treffen eine Idee, wie der Abend verlaufen wird und er mag es nicht. Erst werden sie alle zu viel essen, natürlich vegan, weil die Frau das modern findet, dann einen Absacker trinken. Und wenn das geschafft ist, wird sich der Schmidt langsam betrinken. Die Frauen werden in der Küche verschwinden und er wird mit dem Pfosten bis nachts um drei zusammensitzen und sich anhören müssen, wie er letztes Jahr das Finanzamt betuppt oder beim Autokauf ein echtes Schnäppchen gemacht hat.
Er wird sich langweilen und sich dann doch den Wein mit ihm teilen, dabei möchte er am nächsten Tag mit dem Kleinen in den Zoo. Aber das wird nicht gehen, da er im Quark sein wird und dann den Süßen auf das nächste Wochenende vertrösten und es vielleicht zum Spielplatz schaffen.
Er geht ein paar Schritte weiter und packt eine Kiste Biosäfte ein. Passt auch besser zum Nussbraten.
Alice
Achm du hast dir schon den lieblichen Wein geschnappt – gut zu wissen – und prima verarbeitet. Ich mag die Beschreibung solcher Treffen, die ich nicht mag!
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Ja, davon gibt es immer genug, oder? Lieblich ist eigentlich nicht mein Wortschatz, außer für Wein, den ich lieblich nicht mag, kenne ich keine vernünftige Verwendung…
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Genau! Aber hier passt er gut hin und weckt passende Assoziationen inklusive verholen anzüglicher Pfostenblicke.
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Ah ja, liiiiiiiieblicher Wein … ich bin vor solchen Familienfeiern immer geflohen, wenn ich irgendwie konnte. Bah. Aber dass sie das große Ereignis feiern muss, kann ich gut verstehen. 😉
Schickes Ding, sehr aus dem „normalen“ Leben.
Sonntagabendgrüße 😀
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Danke dir, liebe Grüße zurück 🍷🍕
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Das hat er schlau gedeichselt – vielleicht wird es dann auch nicht zu spät für den Zoo…
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So der Plan 🦝🐒🐯🐪🦒
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Ich mag deinen Nicht-Weineinkäufer. Hoffentlich kommt er damit durch. 🙂
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Ja, hoffe ich auch….
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