Zu den Etüden bei Christiane. Die Wortspende kommt vom Blog Mutiger Leben.
„Größtenteils bin ich zufrieden!“ Das Ausrufezeichen spricht er mit, während er sein Glas auf die feuchte Theke stellt. Der leichte Nachdruck, der das Zahnstochergläschen zum Klirren bringt, lässt keine Diskussion zu. Sein Gegenüber hört schon lange nicht mehr zu und ist weit davon entfernt, Paroli zu bieten. Während durch die heruntergelassenen Jalousien die Morgensonne krabbelt und kleine Kringel auf dreckige Tische und volle Aschenbecher malt, ist sein Kopf nach vorne gesackt, die Augen auf Halbmast, ein heller Spuckefaden läuft aus seinem Mundwinkel und ergänzt die Karte von Nordamerika, die er aus unverständlichen Ursachen auf seinem T-Shirt trägt, mit einem neuen Bundesstaat.
„Es ist ja nicht so, dass ich es nicht gewusst habe“, fügt er nun selbst hinzu, relativiert seine Aussage und nimmt einen großen Schluck. Er winkt dem Wirt, der in der Ecke sitzt mit dem halbleeren Glas, doch der schüttelt nur den Kopf und wartet weiter.
„Sie ist eigentlich fabelhaft, das ist sie doch?“, fragt er und schubst sein Gegenüber an. Das grunzt, wischt sich mit einer hastigen Bewegung die Spucke aus dem Mundwinkel und beginnt leise zu schnarchen.
„F-A-B-E-L-H-A-F-T, sag ich dir. Dass sie ein kleiner Schmutzfink ist, tritt dahinter weit zurück, W-E-I-T!“ Er angelt sich einen Kümmerling von der Theke und klopft ihn auf. Der Wirt schreckt auf, schaut hinüber und zuckt nur die Schultern. Das Gegenüber lässt einen Atemzug lang das Schnarchen, hustet kurz und versucht sich auf dem Barhocker in eine liegende Position zu verbiegen.
„Es stört auch gar nicht, dass sie mir Geld mopst, sie ihre Arbeit aufgegeben hat und nun auf meine Kosten lebt, sie überzogene Ansprüche hat, nie mit mir schläft, fürchterlich kocht und mich tagtäglich beschimpft. Nichts und niemand kann mich davon abhalten, sie in…“ Er blickt auf die Uhr…“10 Minuten zu heiraten.“
Alice
FABEL – HAFT = Arrest für ein Gleichnis
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Ich dachte eher an unwahr, so wie ein Fabelwesen halt 😉
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Liebe Alice,
auf dieses Ende wäre ich jetzt nciht gekommen – und außerdem wird es dann Zeit, es eilt!
Danke dir, ich habe geschmunzelt.
Liebe Grüße
Judith
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Schmunzeln ist schon mal gut😊🙏
Liebe Grüße
Alice
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Das finde ich auch – tut auf jeden Fall gut.
Schönen Rest-Nachmittag
Judith
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Dito 🍀🍀🍀
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Nichts, ausser dass er es in zehn Minuten nirgendwohin schaffen wird – ein Mann mit Humor. Witziger Einfall und noch dazu ganz und gar auf der Menschen- und Erwachsenenebene. Finde ich sehr gelungen.
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Ich danke dir…c😊🙏🍀
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Geil – die Pointe ist klasse. Könnte fast von mir sein 😆
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soso 🙂
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Ich liebe solche schrägen Enden.
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Ich schreibe solche schrägen Enden 😉
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Das ist auch gut so 🙂
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Wie will er denn noch das „Ja“ rauskriegen in seinem Zustand?
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Naja, er redet ja schon die ganze Zeit, da wird er die Silbe vielleicht noch schaffen 😉
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Die Frage ist, ob sie noch will, wenn sie ihn so sieht. 😉 Toller Twist und ein schräger Einblick in ein wohl recht schräges Leben.
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Die Frage ist auch, ob er wirklich will…
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Harter Blues, das. Im Gegensatz zu meinen Vorrednern finde ich deine Etüde gar nicht heiter, was aber der Qualität keinen Abbruch tut … 👍👍👍
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Nicht heiter. Ja, ich stehe der Geschichte selbst ganz ambivalent gegenüber. Es ist skurril und ein bisschen schmerzhaft, er tut mir leid und ich denke, selbst Schuld. Die Wahrheit liegt dazwischen. Wer hat noch nie ja gesagt, wenn er nein meinte
Lieben Gruß dir
Alice
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Die Scheidungsanwälte müssen ja auch leben 🙂
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Jepp… 😂
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