Der Tag ist einigermaßen jung, draußen machen Horden von Vögeln einen Höllenlärm. Die Rechnung geht auf, der Wildwuchs zieht das Getier an, es verbreitet sich und nistet, vermehrt sich und bringt immer mehr lärmendes Volk in unseren Garten.
Ich liebe es, außer, wenn es mich weckt. Um fünf legen die Dohlen los, kurz darauf die Amseln. Eine Singdrossel hält aus dem Weißdorn dagegen, es folgen die Rotkehlchen im alten Pflaumenbaum, an dem nur noch Mirabellen wachsen. Allerdings nicht dieses Jahr, Pflaumen war gestern.
Die Spatzen hüpfen aus den gestapelten Ästen der alten Hasel, die jetzt langsam von Kartoffelrosen eingenommen wird. Ein Dornröschenschloss für gefiederte Frechdachse. Auch sie zetern los, kämpfen um ihre akustische Vorherrschaft. Ab und an kommt ein Eichelhäher vorbei, scharrt und kreischt, vertreibt die kleinen Vögel und neckt die verrückte Katze, die hinter der Glasscheibe lauert.
Ich bin wach, der Kaffee schafft den Rest. Manchmal wünsche ich mir einen Lautstärkeregler.
Nur abends, wenn wir unter dem großen Ahorn sitzen, das vor Jahren ein Eichhörnchen pflanzte und das nun seine breiten Äste über die Terrasse ausbreitet, singt eine Nachtigall. Dann sind die anderen Vögel still und lauschen mit uns. Ich muss an den chinesischen Kaiser denken, dem sie das Herz brach.
Alice
So -oder ähnlich- muss es im Paradies zugegangen sein! 😉
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Wunderschön in Worte gefasst 🌳🌼🌄
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