Dankbar #1

Ich habe es nicht so mit den Veränderungen. Alltagsgewohnheiten zu verändern fällt mir extrem schwer. Habe ich den guten Vorsatz, etwas jeden Tag zu tun, weil es mir gut tut oder gesund ist oder sonstwas, finde ich spätestens am 3. Tag 1000 Ausreden, es doch nicht zu tun, Ausflüchte, Wichtigeres.

Jetzt las ich bei freudenwege vom Dankbarkeitsdienstag und fand die Idee hervorragend. Einmal machte ich mit, dann schlief es wieder ein. Heute morgen las ich dann das hier auf MyMonk und verstand, dass ich es selber hinbekommen muss – und zwar jeden verf***ten Tag, sonst wird das nichts.

Also beschloss ich die einzige Stelle, die mich dazu bringt, etwas ohne größere Hemmnisse zu tun, nämlich diese Plattform, ganz frech zu benutzen, um mich bei der Stange zu halten. Ich starte ein Experiment und jeder ist dazu eingeladen, mich dabei aktiv zu begleiten. Für 30 Tage werde ich jeden Tag aufschreiben, wofür ich dankbar bin, meist so am Nachmittag, dann kann man den Tag vor dem Abendessen ein wenig Revue passieren lassen.

Da meine Grundstimmung zur Zeit eher etwas unzufrieden und zickig ist, bin ich sehr gespannt, ob sich da etwas tut. Ein wenig Zeit muss man der Veränderung ja schon geben.

Und nun zu euch. Wer möchte und auch Schwierigkeiten mit neuen Gewohnheiten hat, ist dazu aufgerufen, sich in den Kommentaren einfach „dranzuhängen“ und die schönen Seiten seines Tages zu reflektieren. Oder er tut es mir gleich, wie ich es bei freudenwege getan habe und startet seine eigene Runde.

Mich würde auch sehr interessieren, ob es bei euch auch etwas bewirkt, ihr nach 30 Tagen eine Veränderung bemerkt.

Dankbarkeit ist ein großes Wort. ich schrecke immer ein wenig davor zurück, fühle mich schuldig, dass ich anderen Arbeit machte und jetzt dafür dankbar sein „muss“. Es hat etwas Ritualisiertes, wie sag „Bitte“ oder sag „Danke“. Und es erinnert mich an die Gottesdienste die ich als Kind und Konfirmandin besuchte. Keine schlechten Erinnerungen und doch unpersönlich im Dank an irgendwen.

Drehe ich es und betrachte ein freiwilliges Danke an die Welt, an das Schicksal, an das Leben, das mir zwar schon ein paar fiese Steine an den Kopf geworfen hat, mir aber auch wunderbare Momente schenkte, wird es für mich verträglicher.

Heute ist der erste Tag von 30 und wenn ich über den Tag nachdenke, fällt mir die Hitze ein und ich grummel ein wenig.

Jetzt folgt ein großes ABER: ich bin dankbar, weil…

  • Ich habe genug Wasser, um gleich die Gürkchen zu wässern und daraus heute Abend eine Gurkensuppe zu machen
  • Ich habe auch genug davon, um den Fellnasen (und mir) jeden dritten Tag den Hundepool zu füllen
  • Sohn #3 darf diese Woche am Filmset (für eine Diplomarbeit der Schwester eines Klassenkameraden) arbeiten. Das ist schon semiprofessionell und er lernt viel. Er hat großen Spaß und kommt jeden Tag ein wenig verändert, ein wenig reifer nach Hause.
  • Ich habe heute und auch die nächsten Tage Zeit, meinen Hobbies zu frönen. Ein wenig rumzugammeln, mal ein paar Fotos zu schießen, zu schreiben oder zu zeichnen. Ich kann mir eine kühle Stelle suchen und muss nicht im Büro schmoren.
  • Sohn #1 und Sohn #2 kochen heute, also habe ich nach dem kreolischen Festmahl von gestern (ist ein wenig aufwändig, weil ungeübt) keine Arbeit heute (vielleicht mache ich die Gurkensuppe lieber morgen früh)
  • Ich fühle mich wohl und fit nach der gestrigen Migräneattacke, hab so gar nix Körperliches, worüber ich meckern kann
  • Ich freue mich über die vielen Bienen an unserem Haus. Es gibt mir ein gutes Gefühl, dass vielleicht doch noch nicht alles verloren ist.
  • Last but not least: Ich freue mich immer darüber, wenn meine Beiträge gelesen und kommentiert werden. Isso!

Und jetzt dürft ihr, sofern ihr wollt, in den Kommentaren loslegen.

Alice

19 Kommentare Gib deinen ab

  1. Dankbar sein dem Leben, dem Schicksal, der Fügung, dem Alter, der Jugend, wem noch gegenüber. Immer dieses nach oben schauen. Hört sich für mich an in gleicher Reihe wie gehorsam sein, lieb sein, geduldig sein, duldsam sein, hinnehmen müssen, darauf achten müssen, etc. Ich könnte es tausendfach fortsetzen diese Einschränkungen, diese Erniedrigungen, dieses Flachhalten.
    Tut mir leid, aber ich stehe da auf einer ganz anderen Seite und denke, wir sollten uns von der Unterwürfigkeit langsam mal lösen!

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    1. Ulli sagt:

      Das hat für mich aber nichts mit Dankbarkeit zu tun, sondern mit aufdoktrinierter Demut, lieber Werner! Sorry, aber sehe ich so.
      Herzliche Grüsse
      Ulli

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  2. Ulli sagt:

    Liebe Alice, in meinem letzten Beitrag für das Alltagsprojekt schrieb ich wofür ich zu diesem Zeitpunkt dankbar gewesen bin und auch im gestrigen Beitrag spielte die Dankbarkeit eine Rolle – wie ich gerade an Werner schrieb, für mich hat Dankbarkeit nix mit dem lieben Gott oder mit ähnlichen Kontexten zu tun. Wenn ich dankbar bin, dann weiss ich zu schätzen was ich habe, ohne sie würden ich und andere wahrscheinlich die Gier nähren?! Ich bin keine Raupe Nimmersatt, aber ich bin gerne leicht wie ein Schmetterling und dazu gehört für mich auch die Dankbarkeit.
    Herzlichst, Ulli

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  3. Ich bin dankbar, dass ich heute die 8 km vom Kebnakaise zur Fähre und zum Zeltplatz geschafft habe. Ich bin dankbar für das tolle Abendessen dass wir gestern (für ein Heiden Geld aber es hat sich gelohnt) bekommen haben. Wir hatten nette Tischnachbarn. Heute auf dem Zeltplatz hatten wir auch schon nette Gesellschaft beim Abendessen und konnten wieder eine unserer kleinen Flaschen Jägermeister zum besten geben.

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  4. Steht ja schon in der Edda: „Lobe am Abend den Tag“, woraus der Volksmund leider das Saure gezogen hat mit „Du sollst den Tag nicht vor dem Abend loben.“ Ich finde Loben besser als „Danke“ zu sagen. Es erinnert mich an das evangelische Kirchenlied „Danke für diesen guten Morgen.“ Aber nur zu. Alles, was hilft, ist gut.

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  5. Am Samstagnachmittag war das Haus voller Tanten und Cousinen zum Kaffee. Mein Mann kam aus der Stadt spät nach Hause, ließ sich zeigen, wo noch Kuchen stand und stellte sich dann ohne federlesens in die Küche um dort klar Schiff zu machen. Kurz, ich bin jeden Tag und auch aus vielen anderen Gründen extrem dankbar für diesen Ehemann.
    Dann durften wir heute einen vorläufigen Blick auf den Stundenplan des nächsten Schuljahres werfen und ich werde freitags frei haben. Danke, liebe Stundenplaner.

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  6. violaetcetera sagt:

    Auf meinem englischen Blog schreibe ich zweimal in der Woche, wofür ich dankbar bin. Es tut mir gut, ein Gegengewicht zu haben zu den negativen Dingen des Lebens, denn die drängen sich bei mir leicht in den Vordergrund. Ich bin gespannt, was du berichten wirst.

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  7. Dankbar bin ich für vieles, das ich erlebt habe. Wütend über anderes. Müsste ich heute abtreten, so könnte ich sagen: Gut, ich habe so viel erlebt. Dankbar bin ich, dass ich die Kraft meiner Großmutter und ein großartiges Gedächtnis geerbt habe, sodass ich nicht allzu viel Zeit mit zwangvollem Lernen verschwenden musste. Aber vieles in meinem Leben verdanke ich auch mir, weil ich bewusst keine Konsequenzen gescheut habe für meine wahren Ziele, für die Liebe menes Lebens. An manchen Tagen jedoch bin ich zornig, verzagt, unversöhnlich über den Tod unserer jüngeren Tochter und anderes.. Auch das steht mir zu.
    Deshalb kann ich kein Ritual bzgl. Dankbarkeit durchziehen. Erstens, weil es unehrlich mir gegenüber wäre und nichts an meinen tatsächlichen Seelenzuständen ändern würde, zweitens, weil ich nicht gebaut bin für Regelmäßigkeiten.

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  8. Dankbar für jedes Wort, jede Perspektive
    auf die ich geschubst und/oder eingeladen werde
    in dieser etwas anderen Blogger-Welt (;-)

    In dankbarer Demut,
    Raffa.

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  9. mijonisreise sagt:

    Spannende Idee … 😉 … Ich lese gern mit, was du darüber berichtest. Ich bin da erstmal raus … ich habe zur Zeit andere Schwerpunkte … 😁

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  10. Michi sagt:

    Ich war gestern dankbar für die Klimaanlage bei der Arbeit und dem schönen Kaffee Plausch mit meiner Mum 😊

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  11. Jolanda Fäh sagt:

    Schöne Idee Alice, das mit der Dankbarkeit. Ich bin gerade heil von einem kleinen Fahrradausflug ins Sertigtal zurückgekommen. Grund genug, dankbar zu sein: herrliches Tal, nette Leute getroffen, Sport für heute erledigt und jede Menge Zeit, den Rest des Tags zu geniessen.

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  12. athenmosaik sagt:

    Was für eine schöne Idee!
    Ich bin dankbar, für meine griechische 92 jährige Nachbarin, die heute wieder leckerstes Essen an meine Tür gebracht hat.

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  13. Myriade sagt:

    Ja, „dankbar“ finde ich irgenwie auch schwierig, dankbar, wem ? Aber der Vorschlag von Jules, das Loben finde ich interessant. Jeden Tag zu loben, eventuell nur für irgendein Detail, daran beteilige ich mich vielleicht.

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  14. Anna-Lena sagt:

    Seit dem 1.8. letzten Jahres bin ich Rentnerin, davor war ich durch Altersteilzeit freigestellt bei laufenden Bezügen und diese Veränderung „Ruhestand“ fiel mir doch schwerer als ich dachte. Daher kann ich dich gut verstehen, Veränderungen fallen auch mir nicht leicht, diese neue Lebensphase ist schwieriger als ursprünglich geglaubt.

    Heute bekam ich von jemandem, den ich sehr schätze, eine sehr liebe Mail und ein Lob für meine ehrenamtliche Arbeit, die ich nun mache. Darüber freue ich mich, denn das ist eine Wertschätzung, die mich unglaublich motiviert und freut.
    Es waren nur einige wenige Sätze, die es aber in sich haben und einfach gut tun!

    Herzlich
    Anna-Lena

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  15. Lopadistory sagt:

    Schöne Idee von Dir. 😊

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    1. Danke, ist ein wenig eingeschlafen… wird Zeit, wieder anzufangen

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