Zur Blogparade bei mir 🙂 Texte, Bilder, Gesprochenes zum Thema Erinnerungen.

Eine alte Erinnerung, eine alte Wunde, die nachwirkte über Jahre, geht mir nicht aus dem Kopf. Es war früh an jenem Morgen und ich war klein. Meine Mutter trug mich, legte mich ins Bett zu meiner Oma, die noch schlief. Sie trug noch ihre Brille, vergaß sie oft abzunehmen. Es war eine dicke Alteleutehornbrille, oben ein wenig dunkler als unten, das Kassengestell, wie man es in den Siebzigern liebevoll nannte. Das Bett stand in meinem späteren Kinderzimmer. Die Morgensonne schien kühl durch das große Fenster, ein wenig gedämpft durch halblange Gardinen mit Spitzenkante. Auf einem Stuhl lag ihre Kittelschürze, die Schuhe ordentlich davorgestellt.
Ich zog mich an ihrer Schulter hoch, blickte in das faltige vertraute Gesicht. Die dicke Goldcreole, die durch ihr Gewicht das Ohrläppchen gedehnt hatte, faszinierte mich. Ich zog daran, doch sie erwachte nicht.
Ich muss angefangen haben zu weinen, die Tür ging auf und meine Mutter trug mich woanders hin.
Ein kurzes Fragment, meine älteste bewusste Erinnerung. Ich kann damals kaum über eineinhalb Jahre gewesen sein, denn meine Oma starb an jenem Tag. Danach war alles anders, eine Zäsur in meinem Leben, die mir damals nicht bewusst, in ihren Ausmaßen nicht klar war. Was wäre gewesen, hätte sie länge ihre starke Hand über mich gehalten? Ich weiß es nicht. Niemand weiß, was anders gelaufen wäre, wenn die Erinnerung andere Bilder zeigen würde, man andere Wege hätte wählen können, wenn dunkle Geschichten nicht passiert, Unfälle hätten vermieden werden können, das Leben andere Weichen gestellt hätte.
Sich erinnern zu können, ist wundervoll, darin zu versinken tückisch und gefährlich. Denn es war so und es ist so und egal, was man versucht, man kann die Zeit nicht zurückdrehen, Schuld tilgen, verhindern, vermeiden, verändern.
Ich lebe jetzt und ich bin dankbar, dass ich eine lebendige Erinnerung an die Frau habe, die zu mir sagte „mein Mädchen“.
Alice
Das ist eine schöne Geschichte. Ihr müsst eine enge Beziehung gehabt haben, wenn du erst eineinhalb warst, als sie starb, dich aber trotzdem daran erinnnern kannst.
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Ja, ich glaube, wir waren uns sehr ähnlich 🙂 Danke für deine lieben Worte, Alice
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Gerne, ich erinnere mich auch ganz dunkel an meinen Opa, der starb, als ich zwei war.
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Manchmal sind da Verbindungen… 🙂
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Ja, das ist alles ziemlich erstaunlich
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Ich befürchte, das nennt sich Liebe, was einen erinnern lässt. Lieben Gruß
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Da gibt es nichts zu fürchten, ich glaube auch🙂
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🙂
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Ich denke, das ist eine Erinnerung, die man nie vergisst.
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So ist es wohl…. lieben Gruß
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Mal schauen, was mir dazu alles einfällt. Erinnungen gibt es ja genug… wie im Guten so im Schlechten 😆
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Ich weiß😊 würde mich sehr freuen
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Ich finde schon was 🙂
Dieses Mal vielleicht ein Bild… mal schauen.
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Wir dehnen die Zeit mit unserer Erinnerung
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Oja, so ist es
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traurig und schön zugleich
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Du hast zwar nicht viel von ihr erzählt, aber zwischen den Zeilen klingt sie nach einer starken Frau. Eine schöne, wenn auch sehr traurige Erinnerung.
Grüße, Katharina.
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Sie war sehr stark. Es gibt so viele Geschichten über sie. Lieben Gruß
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